Mittwoch, 20. Januar 2010

Ja zur Biodiversität, zu schmuddeligem Kleinzeugs und zur genfreien Aubergine

Am 21./22. Januar wird im Hauptquartier der Unesco in Paris 2010 feierlich das Jahr der Biodiversität eingeläutet. Das muss auch sein, denn die Vielfalt der Arten sinkt noch immer rapide ab. Und das, obwohl sich in einem Abkommen von 1993 mittlerweile 193 Staaten verpflichteten, diesem Trend entgegenzuwirken. Dabei geht es nicht darum, dass diese 'Landschaft'


für weniger schön gehalten werden könnte als etwa diese:

Es geht auch nicht darum, einzelne gefährdete Tierarten in Reservaten auszuwildern, obwohl das natürlich ein Anfang ist. Doch mehr und mehr sehen die Biologen, dass es darum geht herauszufinden, wie die Natur Lebensräume im Gleichgewicht hält. Dazu genügt es nicht, die blaue Blume anzustarren. Nein, dazu muss man auch schmuddeliges Kleinzeugs im Erdreich ("grotty little things in the soil") untersuchen. Das jedenfalls sagte Professor Lord Robert May der BBC (englisch) zum Thema Biodiversität.
Schlecht, ganz schlecht, für die Artenvielfalt ist es dagegen, indischen Bauern eine genveränderte Aubergine (brinjal) andrehen zu wollen. Denn mit der transgenen Saat kommen immer auch petrochemisch hergestellte Dünger und Pestizide. Und die machen dem 'schmuddeligen Kleinzeugs im Erdreich' den Garaus. Und nun sollen in Indien transgene Auberginen zugelassen werden. Doch die indischen Auberginen-Bauern haben - hoffentlich - noch Glück im Unglück. Denn obwohl die Behörde zur Zulassung von Gentechnik (GEAC) "hauptsächlich den Interessen der Gentech-Industrie dient", hat das oberste indische Gericht seit 2006 sämtliche Neuzulassungen von gentechnisch verändertem Saatgut ausgesetzt. Um die Stimmung in der Bevölkerung und unter den betroffenen Bauern auszuloten hält nun der indische Umweltminister Anhörungen zu dem Thema ab. Die Stimmung ist gereizt:

Die Bauern befürchten, es könnte ihnen so gehen wie den indischen Baumwollbauern, die sich auf die Hochglanzversprechen der Saatgutfirma Mahyco, einer Tocher von Monsanto, eingelassen haben und dann zu Tausenden Selbstmord begingen, weil die hohen Folgekosten der Gentechnologie sie in eine Schuldenfalle stürzten (Heise).
Mit Einführung der transgenen Aubergine wäre aber auch die Vielfalt der bislang angebauten Arten in Gefahr.
Bis zu 2.500 Auberginensorten werden in Indien angebaut und das soll auch so bleiben. Um zu zeigen, wie ernst es ihnen mit ihrer Ablehnung der transgenen Aubergine ist, rufen sie zu einem Nationalen Fastentag auf. Der 30. Januar ist nicht nur der letzte Tag der Landesweiten Anhörungen, sondern auch der 62. Todestag Gandhis - das erinnert daran, dass beharrlicher Protest etwas bewirken kann. Wer den Fastentag aus der Ferne mitmachen will, kann sich hier registrieren.
Wer sich einem Fastentag im Januar nicht gewachsen fühlt, kann sich von den indischen Protesten gegen transgenes Einerlei inspieren lassen und via Campact an Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner appellieren, Deutschland Gentech-frei zu halten. Das geht blitzschnell und kostet kaum Zeit und Mühe.
Der Nordbalkon der Bundesaffirmationsagentur, mitten in der Stadt und mit einem Mikroklima, das maßgeblich von Moos und Läusen bestimmt wird, eignet sich nicht für den Maisanbau. Doch wer ein Fleckchen Garten übrig hat, kann Bantam-Öko-Mais anbauen. Denn als Ökomais-Bauer ist man berechtigt zu erfahren, wo Gen-Mais angebaut wird und kann auf die Einhaltung von Mindestabständen dringen.
Es gibt wahrhaftig genug gute Gründe (englisch), gegen den Anbau transgener Pflanzen zu sein, aber im Jahr der Biodiversität reicht auch dieser: Gentech-Pflanzen und Biodiversität sind unvereinbar, und sei es auch 'nur' die Vielfalt des schmuddeligen Kleinzeugs in der Erde.